Die Kosten von grünem Wasserstoff heute: Ein Blick auf den Hydex-Index

Wie teuer wird grüner Wasserstoff perspektivisch sein? Wird man Wasserstoff auch zum Heizen einsetzen? Wird es genügend grünen Wasserstoff geben oder sorgt schon die mangelnde Verfügbarkeit dafür, dass viele Anwendungen strombasiert bleiben müssen? Diese Fragen werden häufig unter dem Stichwort “Wasserstoff als Champagner der Energiewende” diskutiert, wobei “Champagner” andeuten soll, dass Wasserstoff knapp und teuer bleiben wird.

Es ist immer sinnvoll, solche Diskussionen mit Zahlen anzureichern. Zu der Frage, wie teuer Wasserstoff in 10 Jahren sein könnte, gibt es zahlreiche Untersuchungen, die jedoch wegen des langen Zeithorizonts mit erheblichen Unsicherheiten belastet sind. Ein interessanter Indikator für eine zukünftige Entwicklung könnte daher sein, wie teuer die Herstellung von grünem Wasserstoff heute ist.

Dazu hat die Beratungsgesellschaft @e-bridge ein Berechnungsmodell entworfen, das tagesaktuelle Produktionskosten in einen Preisindex überführt, der “Hydex” getauft worden ist.

Wie teuer ist die Herstellung von grünem Wasserstoff im Moment? Die Grenzkosten, ohne Berücksichtigung von Kapitalkosten, schwanken sehr stark. Von Juli 2023 bis September 2023 mäanderte der Index zwischen 4 Cent pro Kilowattstunde (1,35 €/kg) und 26 Cent pro Kilowattstunde (8,57 €/kg).

Obwohl Wasserstoffkontrakte meist in € pro Kilogramm abgerechnet werden, ist der Hydex-Index in Euro pro Megawattstunde nominiert, da diese Einheiten in der Energiewirtschaft geläufiger sind. Zur Umrechnung wird der Heizwert von Wasserstoff in Höhe von 33 Kilowattstunden pro Kilogramm angewendet. In der Erdgasabrechnung ist hingegen die Umrechnung auf den sogenannten Brennwert vorgeschrieben, eine Vergleichbarkeit mit Erdgaspreisen ist daher nur bedingt möglich. Eine Umrechnung mit dem Brennwert von 39 Kilowattstunden pro Kilogramm würde die Indexkosten etwas senken.

Neben den Grenzkosten werden auch die Vollkosten ermittelt, die für einen Absatzpreis ausschlaggebend sind. Unter den getroffenen Annahmen liegen diese aktuell bei 18 Cent pro Kilowattstunde, entsprechend 5,94 € pro Kilogramm.

Die Erdgaspreise im Spothandel sind von ihren Höchstständen im August 2022, wo kurzzeitig mehr als 25 Cent pro Kilowattstunde aufgerufen worden waren, auf aktuell zwischen 3 und 4 Cent pro Kilowattstunde gefallen. Damit ist grüner Wasserstoff nicht annähernd konkurrenzfähig. Blauer Wasserstoff, der aus Erdgas unter Abscheidung und Speicherung des CO2s gewonnen wird, kann jedoch aktuell zu etwa 11 Cent pro Kilowattstunde gewonnen werden.

Es ist nicht auszuschließen, dass grüner Wasserstoff irgendwann so günstig ist, dass der Energiepreis einer Nutzung zu Heizzwecken nicht entgegenstünde. Auf dem Weg dorthin könnte, auch um den Aufbau von Wasserstoffnetzen schnell rentabel werden zu lassen, blauer Wasserstoff eine Brücke bilden.

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