Warum der Anteil der Erneuerbaren Energien am deutschen Strommix bei Dunkelflauten nahezu bei Null liegt

Der Anteil der Erneuerbaren am deutschen Strommix liegt bei fast Null Prozent. Provokante Aussage? Völliger Quatsch? Auf den ersten Blick mag es so scheinen, insbesondere wenn man Statistiken wie die unten gezeigte betrachtet, die besagen, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung schon auf deutlich über 40% gestiegen ist.

Diese Statistiken betrachten jedoch nur Monats- oder Jahresdurchschnitte und berücksichtigen nicht die viertelstündliche Struktur, die im Stromhandel üblich und notwendig ist. Wenn beispielsweise in einem Monat eine Erneuerbaren-Quote von 40% angegeben wird, kann dies bedeuten, dass in mehreren Tagen (oder Wochen) kaum erneuerbare Energien im Strommix enthalten waren, während sie den Rest der Zeit dominierten. Es ist eben nur ein Durchschnitt.

Entscheidend für den Erfolg der Energiewende wird sein, ob wir eine zuverlässige, wetterunabhängige Reserveleistung aus erneuerbaren Energien bereitstellen können. Derzeit greifen wir bei Dunkelflauten (oder nachts) fast ausschließlich auf fossile Energieträger wie Gas und Kohle zurück. Aus diesem Grund korreliert der Börsenstrompreis, insbesondere im Spothandel, zu über 90% mit dem Gaspreis: Steigt der Gaspreis, steigt auch der Strompreis und umgekehrt. In Bezug auf die Reserveleistung liegt der Anteil der Erneuerbaren Energien am deutschen Strommix also nahezu bei Null, sodass die anfängliche Aussage nicht ganz falsch ist.

Es gibt zwei Hauptgründe dafür, warum die Reserveleistung bei Dunkelflauten derzeit nicht auf erneuerbaren Energien beruht. Zum einen fehlen wichtige technische Grundlagen, insbesondere die Infrastruktur für grünen Wasserstoff und dessen Transport und Verteilung, um Wasserstoffkraftwerke zu versorgen.

Zum anderen fehlen ökonomische Anreize, da im deutschen Energy-Only-Markt die Bereitstellung von Leistung nicht vergütet wird. Andere Länder wie Frankreich oder Großbritannien haben bereits vor Jahren Kapazitätsmärkte eingeführt, in denen die Bereitstellung von Erzeugungskapazität vergütet wird – unabhängig von der Menge der gelieferten Energie.

Natürlich gibt es auch ohne Kapazitätsmarkt Anreize zur Schaffung von Speicherkapazitäten: insbesondere Großbatteriespeicher können eine hohe Wirtschaftlichkeit erreichen, wenn Strom zu negativen Preisen gespeichert und zu positiven Preisen wieder abgegeben wird. Aber für ein Wasserstoffkraftwerk, das möglicherweise nur für wenige Wochen pro Jahr in Betrieb geht, gibt es ohne einen Kapazitätsmarkt derzeit keinen Business Case.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Erneuerbare-Erzeugungsanlagen immer einen Dunkelflauten-Zwilling benötigen. Solange dieser nicht ebenfalls auf erneuerbaren Energien beruht, werden wir den letzten Meter der Energiewende nicht überwinden.

Keine neuen Beiträge verpassen? Gerne folgen auf LinkedIn

Kommentar verfassen