Die Elektromobilität-Lernkurve: Warum Elektroauto-Ladesäulen von Tankstellen lernen sollten

Warum sind Ladesäulen für Elektroautos eigentlich nicht überdacht? Und warum muss man diese immer frontal – vorwärts oder rückwärts – anfahren? Kurz gefragt: warum werden “Elektrotrankstellen” eigentlich anders konstruiert als Benzintankstellen?

Diese Fragen stellte ich mir, als ich vor kurzem von meinem Fahrzeug-Navigationssystem darauf hingewiesen wurde, dass ich mein Ziel voraussichtlich mit einem leeren Akku erreichen würde. Pflichtschuldig wurden mir mehrere Möglichkeiten, zwischendurch einen Ladestopp einzulegen, vorgeschlagen. Alle lagen auf meiner Route und die meisten waren Schnellladesäulen. Kein Problem also, sollte man meinen.

Aber: es regnete – heftig. Und weder die erste, noch die zweite, noch die dritte, noch irgendeine Ladestation war überdacht. Wieso eigentlich? „Normale” Benzintankstellen sind doch auch in der Regel überdacht, aus naheliegenden Gründen. Denn wer will sich schon nassregnen lassen, während er die Zapfsäule bedient? Natürlich, bei einer Ladesäule wird man sich während des Ladevorgangs, der immer noch geringfügig länger dauert als ein Tankvorgang, in sein Fahrzeug setzen. Es bleibt einem aber nicht erspart, mindestens das Ladekabel anzuschließen und die Säule am Display oder mittels Handy freizuschalten. In heftigem Regen ist das kein Spaß.

Für mich ist auch nicht nachvollziehbar, warum man Ladesäulen nicht seitlich anfährt, so wie bei Zapfsäulen an der Tankstelle auch. Da die Anschlussbuchse bei meinem Fahrzeug hinten ist, muss ich die Ladesäulen immer rückwärts anfahren. Andere Fahrzeuge, die den Anschluss vorne haben, müssen rückwärts wieder ausparken. Eine seitliche Anfahrt wäre doch viel einfacher, darum wird es bei Tankstellen auch so gemacht.

Und wenn wir schon dabei sind: praktisch alle Tankstellen betreiben einen Shop, wo man Kaffee, Süßigkeiten und manchmal sogar Gebäck bekommt. Ladesäulen stehen dagegen häufig “irgendwo im nirgendwo” und man kann froh sein, wenn das Gelände wenigstens beleuchtet ist. Das ist doch Quatsch! Wenn ich weiß, dass meine Kunden mindestens eine Viertelstunde zum untätigen Herumsitzen verdammt sind, dann versuche ich doch, ihnen diese Wartezeit angenehm zu gestalten – und dabei Geld zu verdienen. Die Stichworte „Cross-Selling“ und “Up-Selling” sollten doch kein Neuland für findige Vertriebler sein.

Das Problem ist möglicherweise, dass Ladesäulen derzeit selten von Mineralölkonzernen betrieben werden, die jahrzehntelange Erfahrung im Tankstellengeschäft haben. Aktuell werden Säulen häufig von Energieversorgern aufgebaut, für die dieses Geschäft neu ist. Trotzdem kennt doch jeder das Geschäftsmodell einer Tankstelle von der Kundenseite aus.

Warum also machen wir uns das Leben schwer und laufen die Lernkurve, wie man ein Fahrzeug mit Energie auffüllt, bei den Ladesäulen noch einmal komplett von vorne ab? Warum orientieren wir uns nicht einfach am Geschäftsmodell von Tankstellen?

PS: ich bin letztlich mit 3% Restakku zu Hause angekommen.

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