Gelegentlich bahnen sich Erfindungen ihren Weg, die das Gesicht der Welt verändern können. Eine solche Innovation wurde womöglich von zwei Südkoreanern erschaffen: Ein supraleitendes Material, das seine außergewöhnlichen Eigenschaften bei Raumtemperatur bewahrt – dieses bemerkenswerte Material trägt den Namen LK-99.
Ein solches Material wäre etwas Besonderes, denn Bauteile, die Strom praktisch ohne elektrischen Widerstand leiten können, erreichen ihre Supraleitfähigkeit üblicherweise erst bei Kühlung mit flüssigem Helium, also bei -269°C. Materialien, die ausnahmsweise schon bei Kühlung mit flüssigem Stickstoff, also bei -196°C supraleitend werden, nennt man (etwas euphemistisch, aus meiner Sicht) „Hochtemperatursupraleiter“.
Durch die niedrigen Betriebstemperaturen, die aufwändig aufrechterhalten werden müssen, werden supraleitende Materialien aktuell vorwiegend in Teilchenbeschleunigern, Magnetresonanztomographen, Kernfusionsreaktoren oder ähnlichem verwendet. Nützlich wären sie aber natürlich in vielen Bereichen, beispielsweise in Stromverteilnetzen, wo 1-5% der zugeführten Energiemenge ungewollt als Leitungsverlust verpufft. Interessanterweise waren es eben diese Leitungsverluste, die bisher die Verwirklichung des vielversprechenden Desertec-Projekts behindert haben. Dieses Projekt zielt darauf ab, Solarstrom aus Nordafrika mithilfe von Hochspannungs-Gleichstromleitungen bis nach Europa zu transportieren.
Ein Team um die zwei Südkoreaner Sukbae Lee und Ji-Hoon Kim, die seit 1999 an dem Material forschen, behauptet in mehreren Veröffentlichungen aus diesem Jahr, dass LK-99 bei Normaldruck und Temperaturen von bis zu +127°C supraleitende Eigenschaften haben soll. Es soll relativ einfach herzustellen sein und eine grau-schwarze Konsistenz haben.
Falls sich diese Behauptungen als wahr herausstellen sollten, würde dies zweifellos eine bahnbrechende Entdeckung darstellen, die weitreichende Auswirkungen auf diverse Lebensbereiche hätte. Dennoch ist es noch zu früh, um in Jubel auszubrechen, denn die behaupteten Eigenschaften müssen erst noch von unabhängigen Fachexperten überprüft werden. Entsprechende „peer reviews“ befinden sich derzeit in Bearbeitung und könnten bis zum Jahresende abgeschlossen sein.
Immerhin, erste Ergebnisse sind ermutigend. Sinéad Griffin vom Lawrence Berkeley National Laboratory kommt in einer ersten Untersuchung zu dem Schluss, dass die gemachten Behauptungen durchaus begründet sein könnten. Dennoch stellt dies noch keinen endgültigen Beweis dar. Die Entwicklung bleibt weiterhin hochspannend.
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