Privatunternehmen in der Kernfusionsforschung: Marvel Fusion

Im Bereich der Fusionstechnologie gibt es einige private Unternehmen, die versuchen, schneller als staatlich finanzierte Projekte wie die ITER Organization, funktionierende Fusionskraftwerke zu entwickeln. Was zu schön klingt, um wahr zu sein, könnte unsere Energieversorgung revolutionieren.

Ein vielversprechendes deutsches Start-up in diesem Bereich ist Marvel Fusion, geleitet von Moritz von der Linden. Die Rolle des CTO übernimmt Georg Korn, während Heike Freund als COO agiert. Zu den Erstinvestoren zählte unter anderem die BMW-Großaktionärin Susanne Klatten.

Was will Marvel Fusion anders machen, um schneller zum Ziel zu kommen? Kurze Antwort: Superlaser.

Während herkömmliche Ansätze versuchen, die extremen Umweltbedingungen in der Sonne nachzubilden – hoher Druck, hohe Temperaturen -, um ein reaktionsfähiges Plasma zu erzeugen, setzt Marvel Fusion stattdessen auf kleine Brennstoffkügelchen, die mit Hochleistungslasern beschossen werden. Dadurch sollen die Atomkerne im Inneren auf Geschwindigkeiten beschleunigt werden, die für eine Fusion ausreichen. Ein Nachteil dieser Methode besteht darin, dass die Fusion immer wieder neu „getriggert“ werden muss, ähnlich wie die Zündkerzen in einem Verbrennungsmotor. Ein ähnliches Verfahren wurde auch von der National Ignition Facility (NIF) angewendet, die im Dezember 2022 erstmals mehr Energie aus einer Fusion freisetzen konnte, als zum Zünden aufgewendet werden musste.

Darüber hinaus beabsichtigt das Unternehmen nicht, Wasserstoffisotope zu fusionieren, sondern Bor-Isotope (mit Wasserstoffprotonen). Die meisten konventionellen Forschungsprojekte setzen auf Deuterium und Tritium. Letzteres ist radioaktiv und kommt in der Natur nicht vor, muss also erzeugt werden, beispielsweise in herkömmlichen Kernspaltungsreaktoren. Bei einem wasserstoffbasierten Fusionsreaktor entsteht durch die Freisetzung von Neutronen und die Verwendung von Tritium eine geringe Menge Radioaktivität. Marvel Fusion möchte dieses Problem durch die Verwendung anderer Ausgangsstoffe umgehen.

Sind die Pläne von Marvel Fusion realistisch? Zu den Gründern des Unternehmens gehörte auch Markus Roth, der die Rolle des „Chief Science Officer“ innehatte. Allerdings schied er im März 2021 aus dem Unternehmen aus. Auch die Investorin Susanne Klatten zog sich im gleichen Jahr aus dem Start-up zurück. Diese Entwicklungen sind nicht gerade ermutigend. Es sind jedoch auch neue Industriepartner an Bord, darunter namhafte Unternehmen wie Siemens Energy, der Laser-Spezialist und Maschinenbauer Trumpf und der französische Konzern Thales. Es bestehen also durchaus Chancen.

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