Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, „die deutsche Wirtschaft weltweit zur energieeffizientesten Volkswirtschaft zu formen“ (bescheidener geht’s ja anscheinend nicht). Bis 2050 soll der Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 halbiert werden. Gleichzeitig soll Deutschland bis 2045 klimaneutral sein. Man könnte die ketzerische Frage stellen: wozu die Mühe? Klimaneutrale Energiequellen können doch ohne schlechtes Gewissen verbraucht werden…
Die Antwort darauf ist einfach: Experten sind der Meinung, dass es nicht möglich ist, jede Kilowattstunde fossiler Energie durch eine entsprechende Menge erneuerbarer Energie zu ersetzen. Die gängige Annahme ist, dass der Ausbau erneuerbarer Energien nicht schnell und umfassend genug erfolgen kann.
Auch die letzte Regierung Merkel teilte diese Prämisse: „Nur für einen deutlich verringerten Energiebedarf können wir genügend erneuerbare und ressourcenschonende Energiemengen bereitstellen“ (Energieeffizienzstrategie 2050 der Bundesregierung, Dezember 2019).
Wenn das stimmt, werden wir mit einer Energiemangelsituation umgehen müssen. Obwohl Stromausfälle deshalb nicht zu befürchten sind – der Marktmechanismus wird die Verteilung regulieren, indem die Energie einfach teurer wird, bis ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage erreicht ist – wird dies zu einer sozialen Frage, da steigende Preise für lebensnotwendige Güter wie Strom eine Herausforderung darstellen. Aus diesem Grund gibt es derzeit eine Strom- und eine Gaspreisbremse.
Um den drohenden Energiemangel zu verhindern, stehen zwei Wege offen. Entweder müssen die erneuerbaren Energien doch so rasch ausgebaut werden, dass sie die fossilen Energiequellen vollständig ersetzen können. Oder die Energienachfrage muss reduziert werden. Die Regierung setzt ihren Fokus auf den zweiten Weg.
Darum müssen wir also (vermeintlich) zur „energieeffizientesten Volkswirtschaft“ werden. Denn wenn es möglich ist, den gleichen Output mit weniger Energie zu erzeugen, wird das Sparen weniger schmerzhaft.
Leider haben Effizienzsteigerungen einen abnehmenden Grenznutzen bei gleichzeitig steigenden Grenzkosten. Mit jeder eingesparten Kilowattstunde wird es schwieriger und teurer, die nächste einzusparen. Und so verhält es sich vielleicht wie mit dem Landwirt, der seiner Kuh das Fressen abgewöhnen wollte, indem er die Futtermenge täglich etwas reduzierte. Anfangs funktionierte das noch ganz gut, aber eines Morgens musste er feststellen, dass das Vieh verreckt war…
Natürlich ist es sinnvoll und notwendig, die Energieeffizienz zu erhöhen – bis zu einem gewissen Punkt. Doch was den Ausbau erneuerbarer Energien betrifft, sollten wir nicht voreilig aufgeben. Hier besteht noch erhebliches Potenzial, wenn wir es schaffen, die Hemmnisse zu überwinden und pragmatisch das Notwendige zu tun. Nur Mut!
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