Schneller zur Klimaneutralität? Was ein Tempolimit wirklich bringt

Es ist ein bisschen in Vergessenheit geraten, aber trotzdem: könnte uns ein Tempolimit auf Autobahnen beim Klimaschutz helfen?

Im Bundestagswahlkampf spielte das Thema keine Rolle, aber eine Position haben die Parteien schon (außer das BSW). So befürworten die SPD, die Grünen und die Linken ein generelles Tempolimit von 130 km/h (SPD, Grüne) bzw. 120 km/h (Linke). In typisch grünem Überschwang fordern Habecks Mannen zusätzlich eine Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts, vielleicht als Manövriermasse in Koalitionsverhandlungen.

CDU/CSU, FDP und AfD hingegen wollen kein Tempolimit auf Autobahnen. Als Begründung dienen neben dem Eingriff in die „persönliche Freiheit“ und anderen Gründen vor allem der angeblich „geringe Effekt“ auf CO2-Reduktion.

Zu subjektiven Begriffen wie „persönliche Freiheit“ muss sich jeder selbst eine Meinung bilden. So oft, wie man mit „Lichthupe“ von der linken Spur gedrängt wird, obwohl man weit über der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h fährt, scheint mir die „persönliche Freiheit“ des einen oft genug die Nötigung des anderen zu sein.

Was den „geringen Effekt“ auf die CO2-Reduktion angeht, liegen jedoch handfeste Zahlen vor. Leider sehr viele.

Das fängt damit an, dass das @Umweltbundesamt (UBA), in seiner unnachahmlichen Art, sich selbst widerspricht. Denn in einer Studie aus dem Jahr 2020 ging man noch davon aus, dass ein Tempolimit von 120 km/h auf #Autobahnen jährlich 2,6 Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen würde.

Im Jahr 2023 schaute das UBA noch einmal genauer hin und kam zu dem Schluss, dass eigentlich sogar 6,7 Millionen Tonnen Treibhausgase gespart werden könnten, wenn man ein Tempolimit von 120 km/h festlegen würde. Man hätte eine „veränderte Routenwahl und Verkehrsnachfrage“ berücksichtigt, sowie den Verbrauch der Fahrzeuge genauer bestimmt, so UBA-Präsident @Dirk Messner. Wieso das die Ergebnisse um 158% verändert hat und was das für die Aussagekraft seiner Studien insgesamt bedeutet, ließ er offen.

Die FDP fand das auch merkwürdig und ließ eine Studie zu den UBA-Studien anfertigen, die auf ein Einsparpotenzial von nur 1,1 Millionen Tonnen pro Jahr kommt. Studien über Studien – wortwörtlich…

Tatsache ist jedenfalls, dass ein #Elektroauto pro Jahr etwa 1,2 Tonnen Treibhausgase einspart. Das UBA rechnet sogar mit 2,2 Tonnen (welcher Zahl kann man noch glauben?). So oder so bräuchte es zwischen 500.000 bis 1.000.000 E-Autos, um auch nur die 1,1 Millionen Tonnen Einsparung zu erzielen. Für eine Einsparung von 6,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr bräuchte es sogar zwischen 3,0 und 5,6 Millionen E-Autos.

Aktuell sind – nach Jahren kostspieliger Förderung und gefühlt quälendem Gewürge bei dem Thema – nur etwa 1,4 Millionen E-Autos zugelassen!

Wenn man bedenkt, dass ein #Tempolimit praktisch kostenfrei ist, kann man das Argument „geringer Effekt auf die CO2-Einsparung“ eigentlich ad acta legen. Im Vergleich zur Förderung von Elektroautos ist das #Tempolimit ein Schnäppchen…

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