Viele Führungskräfte benehmen sich, als hätte man sie auf den Schoß des Weihnachtsmannes gesetzt, sobald sie befördert werden. Sie sehen es als ihre Aufgabe an, regelmäßig und mit großem Nachdruck „Ich wünsche mir…“ zu rufen, in der Erwartung, dass ihre Untergebenen ihre Wünsche in die Realität umsetzen. Aber leider, Spoiler-Alarm, der Weihnachtsmann existiert nicht. Und, sorry, aber in Unternehmen gibt es auch keine „Untergebenen“, höchstens Mitarbeitende…
Was macht gute Führung aus? Natürlich gehört es zu einer leitenden Funktion, Ziele und Prioritäten vorzugeben, ein Arbeitspensum abzustecken und dessen Einhaltung zu prüfen, Aufgaben zu delegieren und Zuständigkeiten im Team zu klären, kurz: Entscheidungen zu treffen. Natürlich kann eine Führungskraft nicht in demselben Maße wie Sachbearbeiter an operativen Aufgaben arbeiten, da sie sonst zwei Jobs erledigen müsste. Es ist heutzutage nicht nur guter Stil, sondern auch unerlässlich, Arbeit sinnvoll zu delegieren, Mitarbeitenden Eigenverantwortung zu übertragen und Selbstorganisation zu ermöglichen, um effektive Einheiten aufzubauen.
Aber „Führen“ ist viel mehr als Entscheidungen zu treffen und Ziele vorzugeben. Leider verstehen das viele Menschen in leitender Funktion nicht, und so verbringen sie ihr Arbeitsleben in selbstgefälliger Ignoranz, nach dem Motto: „Ich gebe das Ziel vor, wie es erreicht wird, müssen meine Leute herausfinden“. Einige von ihnen wissen nicht einmal genau, was die Mitarbeitenden tatsächlich tun, welche Zeitaufwände mit bestimmten Tätigkeiten verbunden sind oder wie die im Unternehmen eingesetzte Software aussieht.
Einige gehen sogar noch weiter und definieren nicht einmal konkrete Ziele, sondern verlangen in einem Akt falsch verstandener „moderner Führung“, dass die Mitarbeitenden „das Richtige“ tun oder „das, was nötig ist“. Manchmal wird sogar die logisch unmögliche Erfüllung der Minimax-These „maximaler Ertrag bei minimalem Aufwand“ gefordert. Wenn dann die Ergebnisse nicht wie gewünscht ausfallen oder Fehler auftreten, sind natürlich die Mitarbeitenden schuld: Sie haben offensichtlich nicht „das Richtige“ getan…
Eine Führungskraft zu sein bedeutet jedoch viel mehr als „Ich wünsche mir…“ zu rufen und auf die Umsetzung zu warten. In einer leitenden Funktion zu arbeiten bedeutet:
- Ein Fachexperte zu sein und auf Augenhöhe mit den Mitarbeitenden über fachliche Fragen diskutieren zu können, ohne sich in Allgemeinplätze flüchten zu müssen.
- Den Mitarbeitenden Entscheidungsfreiheit zu geben, ohne sie allein zu lassen.
- Im Tagesgeschäft unterstützend tätig zu sein, aber dennoch Aufgaben sinnvoll zu delegieren.
- Die zwischenmenschlichen Aspekte der Führung zu beherrschen, ohne dabei zum Kummerkasten oder „Alles-Versteher“ zu werden.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit Führung? Ich freue mich sowohl über negative als auch über positive Beispiele!
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