Das GEG („Heizungsgesetz“) ermöglicht es, die Erfüllung der Erneuerbaren-Quote von 65 % durch den Anschluss an ein Fernwärmenetz zu erreichen. Aber ist das kostengünstiger als der Einbau einer Wärmepumpe?
Eines ist klar: Wer sich an ein Fernwärmenetz anschließt, spart erhebliche Investitionskosten. Denn eine Wärmepumpe kann durchaus 30.000-40.000 € kosten. Im Vergleich dazu belaufen sich die Kosten für einen Wärmetauscher zum Anschluss an das Fernwärmenetz lediglich auf 5.000-10.000 €. Punkt für die Fernwärme.
Ob jedoch auch teure Renovierungsmaßnahmen am Haus vermieden werden können, hängt von der Art des Wärmenetzes ab. Früher wurde heißes Wasser durch die Rohre gepumpt, doch heutzutage tendiert man zu niedrigeren Temperaturen. Es gibt sogar bereits sogenannte „kalte Nahwärme“, bei der das gelieferte Wasser lediglich 10°C warm ist. Dieses muss dann beim Verbraucher weiter aufgeheizt werden, beispielsweise mithilfe einer Wärmepumpe…
Ältere Bestandsgebäude erfordern oft Vorlauftemperaturen von 50°C oder sogar mehr. Ein Fernwärmenetz, das solche Gebäude versorgen soll, wird daher wahrscheinlich nicht als „kalte Nahwärme“ ausgeführt, sondern mit einer Vorlauftemperatur von 80°C oder höher betrieben.
Und hier liegt das Problem: Bei Wärmepumpen sinkt die Wirtschaftlichkeit überproportional, wenn Vorlauftemperaturen von mehr als 50°C erzeugt werden müssen. Ein Fernwärmenetzbetreiber, der Vorlauftemperaturen von 80°C oder höher bereitstellen muss, wird folglich bestrebt sein, die Wärme nicht (nur) mit Großwärmepumpen zu erzeugen. Allerdings muss er die Wärme weiterhin aus erneuerbaren Energien gewinnen, sodass die Nutzung von Erdgas ausgeschlossen ist.
Somit bleiben einige Optionen wie Erdwärme, Biomasse oder Industrieabwärme. Doch wo all dies nicht verfügbar ist, muss man auf elektrifizierte Wärmeerzeugung setzen, also auf Großwärmepumpen. In solchen Fällen werden Besitzer von gut isolierten Häusern möglicherweise lieber eine eigene Wärmepumpe installieren, die effizient mit Vorlauftemperaturen von bis zu 50°C betrieben werden kann, anstatt auf das Fernwärmenetz zurückzugreifen. Aber jede Liegenschaft, die nicht an eine Wärmeleitung angeschlossen werden kann, verringert die Wirtschaftlichkeit für den Netzbetreiber.
Der naheliegende Ausweg aus diesem Dilemma wäre ein Anschluss- und Benutzungszwang. Die meisten Kommunen scheuen jedoch davor zurück, da dies unbeliebt ist und rechtlich in Bezug auf Bestandsbebauung eine Grauzone darstellt.
Das stärkste Argument für Fernwärme wird letztendlich die Wirtschaftlichkeit sein. Selbst wenn eine hohe Vorlauftemperatur mit einer geringen Jahresarbeitszahl erkauft werden muss, bleibt der Kostenvorteil des gemeinsam genutzten Mediums bestehen, also ein Skalenvorteil. Alles in allem könnte ein Fernwärmenetz daher trotz allem kostengünstiger sein als der Einbau einer eigenen Wärmepumpe.
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