Seit 2007 wird in einer kleinen Gemeinde etwa 60 km nordöstlich von Marseille ein experimenteller Kernfusionsreaktor errichtet, finanziert von Europa, Japan, China, Indien, Russland, Südkorea und den USA. Das Ziel ist es, die Möglichkeiten der Kernfusionstechnologie zu erforschen, um nutzbare Energie durch die Fusion von Atomkernen zu gewinnen. Dabei sollen enorme Energiemengen freigesetzt werden können, ohne wesentliche Emissionen von Radioaktivität und ohne die Gefahr eines gefährlichen Unfalls.
Ein häufiger Kritikpunkt an diesem Projekt sind die Kosten. Ursprünglich auf 5 Milliarden Euro geschätzt und für 2018 geplant, wird der Bau nun auf mehr als 15 Milliarden Euro geschätzt, mit einer Fertigstellung bis 2026. Diese Summen und Zeiträume sind zweifellos beträchtlich. Zu bedenken ist aber, dass diese Technologie das Energieproblem der Menschheit ein für alle Mal lösen könnte. Zudem wird das Geld von Dutzenden finanzkräftigen Staaten aufgebracht. In Zeiten, in denen für eine Chipfabrik bei Magdeburg mal eben 10 Milliarden Euro Steuergelder lockergemacht werden, lässt sich der Kosteneinwand schnell entkräften.
Mehr Gewicht haben Bedenken, dass die Realisierung des Forschungsziels zu lange dauere. Die ersten Gespräche wurden 1985 noch von Gorbatschow und Reagan geführt. Von Baubeginn (2007) bis zur Fertigstellung (2026) vergehen fast 20 Jahre. Die ersten Reaktionen sind für 2035 geplant. Und nicht zu vergessen: ITER ist ein reiner Forschungsreaktor, es ist nicht geplant, tatsächlich nutzbare Energieüberschüsse zu erzielen. Das soll erst in Anwendungsreaktoren erfolgen, die in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts in Betrieb gehen könnten. Wären die Amerikaner das Projekt „Mondlandung“ ebenso engagiert angegangen wäre Neil Armstrong wohl nicht bereits 1969 auf der Oberfläche unseres Trabanten spaziert…
Dann gibt es noch berechtigte Hinweise, dass einige Ziele des Projekts reines Wunschdenken sind. So entsteht beispielsweise bei einer Fusionsreaktion auf Deuterium-Tritium-Basis sehr wohl Radioaktivität durch freie Neutronen, die auf die Reaktorwand treffen. Es wird davon ausgegangen, dass das ITER-Projekt insgesamt 30.000 Tonnen radioaktiven Abfall hinterlassen wird! Wie das bei einem Produktivreaktor vermieden werden soll, ist ungeklärt.
Darüber hinaus kommt das Isotop Tritium in der Natur nicht vor. Um eine Deuterium-Tritium-Fusionsreaktion initiieren zu können, muss also zunächst Tritium in Kernspaltungsreaktoren hergestellt werden. Derzeit werden etwa 500 Gramm pro Jahr produziert. ITER plant, jährlich etwa 1 Kilogramm mindestens zu verbrauchen. Wo das herkommen soll ist ebenfalls unklar…
Es gibt noch mehr Fragezeichen zu diesem Projekt, die ich bei Interesse gerne in einem weiteren Beitrag beleuchten werde. Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar!
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