Robert Habeck warnt die Stadtwerke: Fernwärmepreise werde man sich noch einmal „genau ansehen“. Fernwärme muss aber fast immer teurer sein als eine eigene Heizung. Wie soll so die Wärmewende gelingen?
Die Bundesregierung hat durch die Festlegung der in 2023 geltenden Preisbremsen eine klare Haltung zum Ausdruck gebracht. Während die Preisbremse für Wärme die Kosten bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde deckelte, durften die Kosten für Erdgas auf bis zu 12 Cent pro Kilowattstunde steigen, bevor staatliche Subventionen griffen. Offenkundig sollte Fernwärme aus Sicht der Bundesregierung 26% billiger sein als Erdgas.
Das ist auf den ersten Blick nicht besonders logisch, weil ein wesentlicher Teil der Fernwärme aus Gas erzeugt wird. Warum also sollte die Wärme günstiger sein als das Gas, das zur Erzeugung eingesetzt wird?
Der Grund ist, dass die Wärme in den meisten Fällen ein Abfallprodukt ist, denn in der Regel wird Fernwärme in Kohlekraftwerken, Gaskraftwerken oder Müllverbrennungsanlagen erzeugt. Die Haupteinnahmequelle dieser Anlagen ist der Verkauf von Strom oder die Entsorgung von Abfall – Wärme ist ein Nebengeschäft.
Selbst wenn Heizzentralen ausschließlich zur Beschickung von Fernwärmenetzen betrieben werden, wie es häufig bei kommunalen Stadtwerken der Fall ist, nutzt man in der Regel Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen), die aus Gas Strom erzeugen. Als Nebenprodukt entsteht auch hier Wärme.
In jedem dieser Fälle wird ein Rohstoff veredelt, sei es Kohle, Gas oder Müll. Aus einem geringwertigen Produkt (bspw. Erdgas) wird ein höherwertiges Produkt (bspw. Strom) hergestellt. Wärme ist nur ein Nebengeschäft und muss daher nur einen Teil der Produktionskosten decken. Die Gaskosten eines Blockheizkraftwerks werden aus dem Verkauf von Wärme und Strom gedeckt. So kann eine Kilowattstunde Wärme günstiger sein als eine Kilowattstunde Gas.
Das wird sich in Zukunft ändern. Die fossilen Rohstoffe Kohle und Erdgas werden nicht mehr zur Verfügung stehen. Stattdessen wird in vielen Fällen grüner Wasserstoff, beispielsweise in Gas-Kraftwerksturbinen oder grüner Strom, beispielsweise in Großwärmepumpen, eingesetzt werden müssen.
Grüner Wasserstoff und grüner Strom sind aber keine Rohstoffe. Sie müssen aufwendig hergestellt werden, sie sind also Zwischenprodukte. Es ist ein bisschen so, als würde ein Bäcker mit seinem Elektro-Ofen Brötchen backen, die er dann in seinem Pellet-Ofen verbrennt, um damit Wärme zu erzeugen…
Fernwärme kann also nur dann billiger als eine eigene Heizung sein, wenn der Fernwärmelieferant die Wärme günstiger erzeugen kann als ein Hausbesitzer – und die Netzkosten gering sind.
Das ist nicht unbedingt der Fall: Fernwärmenetze sind extrem teuer in der Errichtung und die Vorlauftemperaturen in Fernwärmenetzen müssen höher sein als im Eigenheim, was die Jahresarbeitszahl einer Wärmepumpe negativ beeinflusst.
Im direkten Vergleich ist es daher zukünftig häufig günstiger, selbst eine Heizung zu betreiben, als Fernwärme zu beziehen.