Energie, Elektrolyse und Export: Wie teuer ist grüner Wasserstoff wirklich?

Wie teuer wird grüner Wasserstoff sein? Mit dieser einfachen Frage steht und fällt der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Denn natürlich hängt die Nachfragemenge vom Preis ab. Trotzdem ist es schwer, eine belastbare Antwort auf diese Frage zu finden.

Für grünen #Wasserstoff braucht man zwei Rohstoffe: grünen Strom und Wasser, wobei die Stromkosten in der Regel 70-80 Prozent der Gesamtkosten ausmachen und die Wasserkosten nur ca. 1 Prozent. Kennt man den Strompreis, kennt man den (Grenz-)Preis für Wasserstoff, denn als Umrechnungsfaktor kann man den Wirkungsgrad des Elektrolyseurs verwenden.

Ein typischer #Elektrolyseur, der 65% des Stroms in Wasserstoff umsetzen kann, hat einen Umrechnungsfaktor von 1/65% = 154%. Kostet eine Kilowattstunde grüner Strom also 10 Cent, dann muss eine Kilowattstunde grüner Wasserstoff mindestens 15 Cent kosten. Dazu kommen noch weitere Betriebskosten, Gemeinkosten und eine Gewinnmarge.

Man könnte natürlich Stromkosten sparen, wenn man den #Elektrolyseur abhängig von den Börsenpreisen für Strom hoch- bzw. runterregelt. Leider reagiert diese Technologie nicht gut auf ständiger Lastwechsel, der Wirkungsgrad würde deutlich absinken und die Lebensdauer der Anlage würde kürzer. Durch die insgesamt geringere Erzeugungsmenge stiege außerdem der Fixkostenanteil. Die niedrigeren Stromkosten müssten diese Mehrkosten ausgleichen, was nicht unbedingt der Fall ist.

Um das Problem zu lösen könnte ein Batteriespeicher als Puffer installiert werden, um flexiblen Netzbezug mit konstanter Vollauslastung der Anlage zu kombinieren. Ob die Mehrkosten für den Batteriespeicher diese Maßnahme rechtfertigen, ist angesichts der allgemeinen Preisunsicherheiten eine heikle Rechenaufgabe…

Für den Strom können auch Netzentgelte und –abgaben anfallen, denn die aktuelle Netzentgeltbefreiung greift nur unter bestimmten Voraussetzungen – und nur bis 2027. Selbst mit einer Befreiung fallen die Kosten – volkswirtschaftlich betrachtet – trotzdem an, sie werden dann eben nur unter allen Netznutzern sozialisiert.

Billiger wäre es, den Wasserstoff im Ausland zu erzeugen, denn in Afrika und Südamerika lässt sich Windstrom schon für 2-3 Cent pro Kilowattstunde produzieren. Dann aber ist ein Transport auf dem Seeweg unvermeidbar. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) beziffert die Wasserstoff-Gesamtkosten inklusive See-Transport auf 17 Cent pro Kilowattstunde – “unter bestmöglichen Bedingungen”.

Das ist nach aktuellen Kostenmaßstäben sogar deutlich teurer als eine heimische Erzeugung. Der von der Beratungsgesellschaft E-Bridge publizierte Hydex-Index setzt die Vollkosten für deutschen, grünen Wasserstoff derzeit mit 14 Cent pro Kilowattstunde an.

Bei all diesen Betrachtungen wird häufig vergessen, dass die Produktionskosten ohnehin nur die Untergrenze des Marktpreises bilden. In Wirklichkeit wird es vielleicht viel teurer. Mehr dazu in meinem nächsten Beitrag…

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