Ist das Verbrennen von Holz wirklich klimaneutral? Das Umweltbundesamt meint: nein. Und riskiert damit seine Glaubwürdigkeit.
Holz ist ein wichtiger Baustein der Energiewende, speziell der Wärmewende. Denn bei der Verbrennung von Holz wird kein fossiles CO2 freigesetzt. Vielmehr gelangen nur die Treibhausgase in die Atmosphäre, die in der Wachstumsphase des Baums aufgenommen worden sind.
Das bedeutet nicht, dass Holzfeuer umweltfreundlich wären, denn immerhin werden bei der Verbrennung neben Kohlendioxid auch Kohlenmonoxid, Methan, Lachgas, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Stickoxide sowie Feinstaub und Ruß emittiert. Bilder aus Waldbrandregionen verdeutlichen das Problem eindringlich.
Aber fossiles CO2 wird tatsächlich nicht freigesetzt, außer im Rahmen der Forstwirtschaft, solange der Förster noch einen Diesel fährt…
Trotzdem verkündete das Bundesumweltministerium im Jahr 2022 auf seiner Webseite: “Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral.” Als Begründung wurde angegeben, dass die Bindung von Kohlendioxid in Wäldern im Rahmen der Klimaberichterstattung bereits als Ausgleich für andere CO2-Emissionen angerechnet würde. Sie könne daher nicht mehr als Gegenposition zu den Emissionen bei der Verbrennung angerechnet werden.
Das ist eine sehr technokratische Begründung. Holz ist also nicht klimaneutral, weil wir es “dreckig rechnen” – um andere Sektoren etwas grüner darstellen zu können. Nun ja…
Trotzdem hat auch das dem Ministerium nachgeordnete Umweltbundesamt (UBA) im Jahr 2024 einen CO2-Rechner auf seiner Seite angepasst und rechnet für das Heizen mit Holz seitdem Kohlendioxid-Emissionen in Höhe von 340-400 Gramm pro Kilowattstunde an. Zum Vergleich: das Verbrennen von Heizöl wird mit 313 Gramm pro Kilowattstunde kalkuliert. Besser Öl- als Holzheizung also?
Die Begründung des Umweltbundesamts folgt der gleichen Logik wie die des Umweltministeriums: die Funktion von Holz als CO2-Senke wird durch das Verbrennen beeinträchtigt. Holz sollte daher besser für andere Zwecke verwendet werden.
Das UBA wurde für diesen Schritt heftig kritisiert, was daran liegen könnte, dass die Entscheidung zeitlich nach dem Streit um das “Heizungsgesetz” lag und damit auf einen breiteren Resonanzboden traf.
Bemängelt wurde – völlig zurecht – dass andere Richtlinien und Gesetze weiterhin eine Klimaneutralität von Holz als Brennstoff unterstellen. Dazu zählen neben der Erneuerbaren-Richtlinie der EU auch das umstrittene Gebäudeenergiegesetz (#GEG, “Heizungsgesetz”). Eine Regierung, zwei Meinungen.
Darüber hinaus wurde darauf hingewiesen, dass die Entscheidung des UBA recht einseitig auf einer angreifbaren Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) fußt, der methodische Schwächen vorgeworfen werden.
Selbst wenn man Holz die Klimaneutralität abspricht: dass es klimaschädlicher als Heizöl sein soll, wirkt doch arg konstruiert. Hier war vielleicht der (politische) Wunsch der Vater des Gedankens…