Folge 1 der Serie „Den Klimawandel gibt es gar nicht!“ – und andere Märchen… Heute: „Das Klima war schon immer im Wandel.“

Kaum ein Argument höre ich so häufig wie dieses: Das Klima habe sich doch schon immer verändert – also sei auch der heutige Wandel ganz normal, vielleicht sogar harmlos. Und tatsächlich: Das Klima hat sich in der Erdgeschichte oft gewandelt. Es gab Eiszeiten, Warmzeiten, Schwankungen über Jahrtausende. Das ist unstrittig.

Was allerdings gern übersehen wird: Noch nie hat sich das Klima so schnell verändert wie heute. Und noch nie mussten acht Milliarden Menschen dabei zusehen, wie sich die Grundlagen ihrer Zivilisation verschieben. Der aktuelle Temperaturanstieg vollzieht sich in Jahrzehnten – nicht in Jahrtausenden. Er ist global messbar, menschengemacht und in seiner Geschwindigkeit beispiellos.

Besonders beliebt sind in diesem Zusammenhang historische Anekdoten, die das angeblich frühere „warme Klima“ belegen sollen. Zum Beispiel der Name „Grönland“ – der Beweis, dass es dort früher grün gewesen sein muss. Tatsächlich war das vor allem ein Marketingtrick des Wikingers Erik des Roten, der mit dem freundlich klingenden „Grünland“ neue Siedler anlocken wollte. „Kalt-und-Eisig-Land“ hätte vermutlich weniger Interesse geweckt. Dass dort Wein angebaut wurde, ist eine Legende. Es wuchs stellenweise Gras – mehr nicht.

Auch Nordafrika wird gerne zitiert. Zur Römerzeit sei es grün und fruchtbar gewesen, die Kornkammer des Reichs. Das stimmt teilweise – aber nicht wegen eines global wärmeren Klimas, sondern wegen römischer Ingenieurskunst, ausgeklügelter Bewässerung und landwirtschaftlicher Organisation. Das heutige Nordafrika leidet nicht nur unter klimatischen Veränderungen, sondern auch unter jahrhundertelanger Übernutzung, politischer Instabilität und dem Rückzug historischer Wasserwirtschaft.

Und dann sind da noch die Römersandalen in den Alpen. Ja, solche wurden tatsächlich gefunden – aber nicht, weil es früher dauerhaft wärmer war, sondern weil die Gletscher heute schmelzen und diese Relikte freigeben. Tatsächlich nutzten die Römer (und auch spätere Alpenbewohner) manche hochalpine Pässe als Handelsrouten oder für den Viehtrieb – selbst im Sommer. Die Sandalen stammen also von Menschen, die diese Wege bei vorübergehend schnee- und eisfreien Verhältnissen nutzten. Die ironischste Pointe an diesem Argument ist vielleicht, dass uns der heutige Klimawandel gerade ermöglicht, diese Zeugnisse früherer Wanderungen überhaupt zu finden.

Zusammengefasst: Ja, das Klima war schon immer im Wandel. Aber daraus zu schließen, dass der heutige Wandel harmlos sei, ist ungefähr so logisch, wie bei einem Feueralarm zu sagen: „Brennen tut es doch öfter mal – warum die Aufregung?“

Wer wissen möchte, welche Märchen sonst noch gern erzählt werden, wenn es um den Klimawandel geht: Einfach folgen. Die nächste Folge erscheint bald.

#KlimawandelErklaert #FaktenStattMythen #WissenschaftVerstehen

Kommentar verfassen