Wasserstoff leidet unter einem Henne-Ei-Problem. Ohne erkennbare und planbare Nachfrage gibt es wahrscheinlich kein Angebot – und umgekehrt. Zur Lösung dieses Problems haben die SPD-Politiker Andreas Rimkus und Bengt Bergt im Sommer 2023 die sogenannte #Grüngasquote vorgeschlagen.
Diese soll alle Erdgaslieferanten verpflichten, einen schrittweise steigenden Anteil klimaneutraler Gase, beginnend mit 0,7%, in ihr Portfolio aufzunehmen. Auf diese Weise wären alle Lieferanten verpflichtet, grüne Gase zu kaufen, so dass eine planbare, dauerhafte Nachfrage erzeugt werden würde.
Die Grüngasquote sieht zur Vereinfachung einen praktischen “Ablasshandel” vor: wer nicht die nötigen Mengen einkauft, kann jemand anderen dafür bezahlen. Wer also 1% Grüngase bereitstellt, kann 0,3% seiner Menge als Quotenüberfüllung an andere abtreten. Ähnlich wie bei den Treibhausgasemissionszertifikaten (#THG) entsteht so ein Markt für Grüngasquoten.
Auf diese Weise würde ein Teil des Henne-Ei-Problems gelöst, denn jeder Gaslieferant wäre von heute auf morgen Grüngas-Nachfrager.
Nicht gelöst ist damit natürlich das Kostenproblem, denn eine starre Nachfrage kann zu extremen Preisen führen. Das kann ein bisschen so sein, wie einem Ertrinkenden einen Rettungsring zu verkaufen…
Die Reaktion der Bundesregierung auf den Vorstoß war bisher eher verhalten, obwohl die Initiatoren beide Mitglieder der Regierungspartei SPD sind. Aus den Oppositionsparteien CDU/CSU hingegen gab es ermutigende Signale. Ein aktuelles Papier zur Energiepolitik des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, Jens Spahn, findet für die Grüngasquote lobende Worte.
Was auf den ersten Blick überraschend wirkt, ist es vielleicht gar nicht so sehr. Denn die Geschichte wiederholt sich.
Im Jahr 2000 stand die Republik vor einer ähnlichen Fragestellung: wie fördern wir den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung? Ein neues Gesetz, das “Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (#EEG) sollte als Nachfolger des Stromeinspeisungsgesetzes den Ausbau beschleunigen.
Wie heute die grünen Gase standen damals die Erneuerbaren, insbesondere Wind und Photovoltaik, vor einem Henne-Ei-Problem. Der grüne Strom war teurer als konventioneller und fand daher keine Nachfrage. Ohne Nachfrage aber kein Ausbau.
Und auch damals schon gab es den Vorschlag, eine Grünstromquote einzuführen. Jeder Stromlieferant sollte verpflichtet werden, einen schrittweise steigenden Anteil erneuerbaren Stroms in sein Portfolio aufzunehmen. Klingt vertraut?
Die damalige, rot-grüne Regierung bevorzugte letztlich ein anderes Modell, nämlich garantierte Mindestvergütungen für Erzeuger. Die Opposition, allen voran die Unionsparteien, hielten das für einen Fehler und hätten lieber die Quote gehabt.
Insoweit bleiben sich die Parteien offenbar treu: die Union will eine Quote, die SPD kann dem mehrheitlich nicht viel abgewinnen. Schade. Die #Grüngasquote hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Vielleicht gelingt es Herrn Rimkus und Herrn Bergt ja, das Thema auf der Agenda zu halten.