Wie viele LNG-Terminals hat Deutschland jetzt eigentlich? Brauchen wir die überhaupt alle dauerhaft? Und können die auch grünen Wasserstoff aufnehmen?
LNG ist verflüssigtes Erdgas, das über Tanker transportiert wird. Es muss in speziellen Terminals wieder regasifiziert werden, um in das Erdgasnetz eingespeist werden zu können. Vor der Energiekrise in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hatte Deutschland keine LNG-Terminals, weil der Großteil des Gasbedarfs über Pipelines aus Russland importiert wurde.
Nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine wachten wir in einer anderen Welt auf. Wir brauchten Erdgas in Form von LNG – und zwar schnell! So wurden im Eiltempo entsprechende Terminals geplant, genehmigt und gebaut. Bereits knapp 200 Tage nach der Entscheidung ging das erste Terminal in Wilhelmshaven Betrieb, Scholz, Habeck und Lindner ließen sich stolz grinsend in albernen Arbeitswesten vor der Anlage fotografieren und Bundeskanzler Scholz erfand ein neues Wort: die „Deutschland-Geschwindigkeit“.
Eine tolle Leistung, ohne Frage. Auch wenn die Deutschland-Geschwindigkeit sich bei anderen Infrastrukturprojekten irgendwie anders anfühlt. Ein Atommüllendlager soll beispielsweise bis 2074 gefunden sein. Die Umstellung des Bahn-Fahrplans auf ein Taktsystem („Deutschland-Takt“) dauert voraussichtlich bis 2070. Nun ja, Zeit ist relativ – Geschwindigkeit wohl auch…
Inzwischen sind LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade und Lubmin in Betrieb. Allerdings haben alle Anlagen einen Makel: sie sind provisorisch und temporär, denn das Herzstück der Technik wurde nicht fest installiert, sondern befindet sich auf einem Schiff, das vor der Küste ankert. Man nennt das „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU). Das ist auch das Geheimnis der „Deutschland-Geschwindigkeit“: wir mussten keine vollständigen LNG-Terminals bauen, wir konnten sie einfach chartern.
Natürlich mussten wir Anlagen zur Anlandung und Anschlüsse an das Gasnetz errichten und die Geschwindigkeit, mit der das gelang, ist immer noch beeindruckend. Aber Tatsache ist, dass Deutschland noch immer keine festen, landbasierten LNG-Kapazitäten hat. Diese sollen an einigen Standorten errichtet werden, beispielsweise in Wilhelmshaven und Stade. Das dauert aber noch. Deutschland-Geschwindigkeit in normal eben.
Ob wir die LNG-Terminals alle brauchen, ist eine gute Frage. Tatsache ist, dass die Anlagen nicht für Wasserstoffimporte genutzt werden können, denn die FSRU-Schiffe können nur Erdgas. Es wären neue Anlagen für Wasserstoff erforderlich – zusammen mit einem Anschluss an ein Wasserstoffnetz (das es auch noch nicht gibt).
Es besteht also durchaus die Gefahr, „stranded assets“ zu errichten. Aber Tatsache ist auch, dass wir heute und auch in den nächsten Jahren noch Erdgasimporte brauchen werden. „Beggars can’t be choosers“ heißt es im Englischen…