Wer bezahlt eigentlich die Energiewende? Um Klimaneutralität herzustellen sind gewaltige Investitionen erforderlich, die allein in Deutschland mehrere hundert Milliarden Euro umfassen. Davon müssen viele neue Windräder und Photovoltaik-Anlagen gebaut, Häuser gedämmt, Fernwärmeleitungen vergraben, Wärmepumpen installiert werden und noch vieles mehr.
Bundeskanzler Olaf Scholz spricht bereits von einem „Wirtschaftswunder“ durch die grüne Transformation. Und natürlich geht jede wirtschaftliche Aktivität in das Bruttoinlandsprodukt ein und hat damit das Potential, zu Wirtschaftswachstum zu führen. Das gilt aber nur, wenn keine anderen Aktivitäten verdrängt werden…
Volkswirtschaftlich unterscheidet man Ausgaben in Konsum (Endprodukte zum Verbrauch) und Investition (Güter zur Herstellung von Produkten und Dienstleistungen). Ausgegeben werden kann nur das, was erwirtschaftet worden ist, also das Bruttoinlandsprodukt. Im globalen Kontext spielt der Saldo von Ex- und Importen keine Rolle.
Damit ist klar, was maximal investiert werden kann: alles, was nicht konsumiert wird, also die Ersparnisse. Das ist ähnlich wie bei einem Unternehmen: ein Gewinn kann entweder reinvestiert oder ausgeschüttet werden – nicht beides. Volkswirtschaftlich ist also für jede Investition ein Konsumverzicht erforderlich. Das ist bei der Energiewende nicht anders…
Es gibt nur zwei Gruppen, die konsumieren können: Privatpersonen und der Staat. Um die für die Energiewende notwendigen Investitionen zu stemmen, müssen also Privatpersonen oder der Staat Konsumausgaben einschränken, wobei staatlicher „Konsum“ häufig Sozialtransfers meint.
Ob das „weh tut“ oder nicht hängt davon ab, ob der Kapitalstock der Volkswirtschaft erweitert oder lediglich Wertverluste (Abschreibungen) ausgeglichen werden sollen. Die Erneuerung abgeschriebener Anlagen erfolgt ohnehin laufend. Anders gesagt: ob ein altes Verbrenner-Auto durch ein neues E-Auto ersetzt wird oder wieder durch einen Verbrenner spielt erstmal keine Rolle, die Investition war absehbar und geplant.
Schwierig wird es, wenn der Kapitalstock aufgebaut werden muss: dann muss nicht nur das alte Auto ersetzt werden, es werden plötzlich zwei Autos benötigt. Leider ist genau das die Herausforderung, vor der wir im Rahmen der Energiewende stehen. Wir müssen nicht nur ein paar Kohlekraftwerke durch Windräder ersetzen. Wir müssen außerdem unsere Häuser dämmen, neue Strom- und Fernwärmenetze errichten und und und… Der Kapitalstock muss massiv aufgebaut werden.
Die gute Nachricht zum Schluss: das Produktionspotential einer Volkswirtschaft hängt natürlich (auch) von der Größe des Kapitalstocks ab. Anders gesagt, die Investitionen werden sich wahrscheinlich früher oder später bezahlt machen. Aber vorher müssen wir ein „Tal der Tränen“ durchschreiten, denn jede Investition muss erstmal finanziert werden. Und das geht nur durch Konsumverzicht…
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