Hat Deutschland wirklich den teuersten Strom Europas? Kann man in Skandinavien spottbillig Elektroauto fahren? Warum gibt es Schweden so viele Wärmepumpen? Die Antwort liefert die europäische Statistikbehörde Eurostat.
Die Grafik zeigt die Bruttopreise pro Kilowattstunde für #Haushaltskunden mit einer Abnahme zwischen 2.500 und 5.000 Kilowattstunden pro Jahr in Eurocent. Netzentgelte, Steuern, Umlagen, Abgaben und die Strompreisbremse sind enthalten. Die Daten umfassen die Werte des zweiten Halbjahrs 2023. Werte für 2024 liegen leider noch nicht vollständig vor.
Man sieht auf den ersten Blick: ja, Deutschland hat den teuersten Strom. Mit 40,2 Cent pro Kilowattstunde lagen wir satte 11,8 Cent über dem europäischen Durchschnitt von 28,3 Cent pro Kilowattstunde. Es folgen einige kleinere Länder, bis Italien als nächstes, „großes“ EU-Land mit 33,5 Cent auftaucht. In Frankreich kostete Strom nur 25,9 Cent. Für Deutschland gibt es übrigens auch schon den Wert für das erste Halbjahr 2024: 39,5 Cent…
Es fällt auf, dass die Preise sich sehr stark unterscheiden. Während der Preis in den Niederlanden mit 25,2 Cent vergleichsweise niedrig war, lag er im benachbarten Belgien bei rekordverdächtigen 37,8 Cent. Daran zeigt sich, dass der Endkundenstrompreis stark von Netzentgelten, Steuern und anderen Abgaben abhängt. Und natürlich vom nationalen Kraftwerkspark.
In Skandinavien war der Strom – unter anderem wegen billiger Wasserkraftwerke – deutlich billiger als in Deutschland, besonders in Norwegen und Island. Die Türkei (die interessanterweise von Eurostat mit aufgeführt wird), schlägt mit umgerechnet 5,6 Cent jedoch alle europäischen Länder.
Interessant ist übrigens auch der „Blick zurück“, denn @Eurostat hält Daten seit 2007 vor. In 2007 lag der Preis pro Kilowattstunde in Deutschland bei 21,0 Cent. Verglichen mit den 40,2 Cent aus 2023 ist das eine Preissteigerung von 91%, oder umgerechnet 5,7% pro Jahr. Eine heftige Inflationsrate! Dass bei den Energieversorgern die Gewinne nicht in gleichem Maße gewachsen sind, zeigt, dass die Preise durch andere Kosten getrieben werden. Die Energiewende ist eine teure Angelegenheit.
Während der deutsche Haushaltskundenpreis 2023 mit 40,2 Cent etwa 73% höher lag als im europäischen Durchschnitt betrug die Abweichung im Vor-Corona-Jahr 2019 „nur“ 43%. Und 2007 lagen wir nur 37% vom europäischen Mittelwert entfernt. Eine bedenkliche Entwicklung.
Deutschland hat also tatsächlich den teuersten Strom. Und Elektroautos sowie Wärmepumpen sind in Skandinavien nicht nur deshalb weit verbreitet, weil die Menschen dort so „grün“ denken. Der Strom ist dort halt einfacher billiger…
Die beste Förderung für Wärmepumpen und Elektroautos sind also günstige Strompreise. Hier gäbe es auch in Deutschland Ansätze, beispielsweise eine Absenkung der Stromsteuer oder eine Subventionierung der Netzausbaukosten. Sinkende #Strompreise könnten der Turbo für die Energiewende sein. Luft nach unten ist genug…