Könnte ein Elektroauto mithilfe von Solarzellen auf dem Dach unbegrenzt weit fahren, ohne aufgeladen werden zu müssen? Manchmal bedarf es kindlicher Fragen, um geniale Ideen zu entfachen. Die Antwort lautet nämlich tatsächlich: Ja!
Das Unternehmen Lightyear B.V. hat seine Wurzeln in den Niederlanden und wurde von einer Gruppe von vier Freunden rund um Lex Hoefsloot gegründet. Diese Gründer hatten zuvor gemeinsam an der Technischen Hochschule Eindhoven an einem Solarauto namens „Stella“ gearbeitet und es erfolgreich bei der „World Solar Challenge“ – einem Rennen mit Solarfahrzeugen quer durch die australische Wüste – in den Jahren 2013 und 2015 zum Sieg geführt.
Gestärkt durch diese Erfolge wurde im Jahr 2016 das Unternehmen Lightyear ins Leben gerufen, gefolgt von der Vorstellung des Prototyps „Lightyear 0“ im Jahr 2019. Dabei handelt es sich um ein viersitziges Fahrzeug, das äußerlich einem herkömmlichen Auto ähnelt. Das Besondere daran sind eine hohe Aerodynamik mit einem um 36% geringeren cW-Wert als ein VW ID.3, eine halbe Tonne weniger Gewicht als ein Tesla Model S und ein geringer Verbrauch von 10,5 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Der Akku mit einer Kapazität von 60 Kilowattstunden erlaubt eine Reichweite von 625 Kilometern. Bei Sonne mehr, denn auf dem Dach und auf der Motorhaube befinden sich etwa 5 Quadratmeter Solarzellen, die eine Aufladung von bis zu 10 Kilometer Reichweite pro Stunde ermöglichen.
Es sollten eigentlich knapp 1.000 Fahrzeuge des „Lightyear 0“ gebaut und ausgeliefert werden, für die trotz des hohen Preises von 250.000 € bereits 150 Vorbestellungen vorlagen. Im Januar 2023 gab Lightyear aber bekannt, dass man die Produktion einstellen will, um sich auf die Entwicklung des Folgemodells „Lightyear 2“ zu konzentrieren. Eine Tochterproduktionsgesellschaft musste Insolvenz anmelden. „Lightyear 2“ soll ab 40.000 € erhältlich sein und 2025 auf den Markt kommen.
Das erinnert leider fatal an das Schicksal des deutschen Start-Ups „Sono Motors“, das ebenfalls ein Elektroauto mit Solarantrieb bauen wollte, den „Sion“. Auch hier konnten anfängliche Erfolge verzeichnet werden, bis zu einem Börsengang im Jahre 2021. Doch Mitte 2023 kam das Aus: vorhandene Mittel waren aufgebraucht, neue Investoren waren nicht zu überzeugen. Sonos Motors musste Insolvenz anmelden.
Das Unternehmen Lightyear scheint besser dazustehen, das vorzeitige Aus der „Lightyear 0“-Produktion wird jedenfalls als bewusste Entscheidung dargestellt. Es könnte aber durchaus sein, dass auch etablierte Hersteller den Gedanken aufgreifen und Solarpaneele auf ihre Elektrofahrzeuge montieren: bis zu 10 Kilometer Aufladung pro Stunde können in sonnenreichen Regionen schnell für die tägliche Fahrleistung ausreichen. Das ist ein überzeugender Grund, das Konzept nicht vorschnell abzulehnen.
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Photo: Alexander Migl – Own work, CC BY-SA 4.0