Höhenwindräder

Höhenwindräder

Windkraftanlagen sind mit der Zeit immer höher geworden, weil Windgeschwindigkeiten und Windstetigkeit mit der Höhe zunehmen und Turbulenzen abnehmen. Das verspricht eine höhere Leistung und damit mehr Ertrag. Aktuelle Windräder haben eine Turmhöhe von 100 bis 150 Metern. Nun gibt es Überlegungen, deutlich darüber hinaus zu gehen: in der Lausitz in Sachsen soll ein „Höhenwindrad“ mit einer Turmhöhe von sage und schreibe 300 Metern entstehen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: je höher man geht, desto mehr und stetigeren Wind kann man ernten. Darüber hinaus beeinträchtigen die hohen Windräder die Fauna weniger, da die Flughöhe von bedrohten Arten wie dem Rotmilan deutlich niedriger liegt. Schließlich böte diese Technik noch die Möglichkeit, bestehende Windparks zu „verdichten“, indem man Wind auf zwei Ebenen erntet: die Höhenwindräder bilden sozusagen das „zweite Obergeschoss“.

Allerdings sind auch die Nachteile einer solchen Konstruktion offensichtlich. Für derart hohe Türme gibt es keine Kräne. Es ist außerdem angebracht, statt eines Beton- oder Stahlrundturms eine Gittermastkonstruktion zu wählen, damit der Turm selbst dem Wind nicht zu viel Angriffsfläche bietet. Dennoch muss dieser enorme Lasten und Scherkräfte aushalten können. Bereits bei herkömmlichen Windrädern treten häufig Probleme bei der Stabilität der Türme auf in Form von Rissen im Beton auf oder anderen Defekten. Darüber hinaus sind regelmäßige Arbeiten an den Anlagen erforderlich, sowohl an den Rotorblättern als auch in der Gondel. Diese werden schwieriger und gefährlicher, je höher das Windrad ist. Und schließlich stellt sich die Frage, ob derart landschaftsprägende Gebilde Akzeptanz in der Bevölkerung finden werden.

Ein Pilotprojekt für ein Höhenwindrad soll in Leipzig im Auftrag der Bundesagentur für Sprunginnovationen, einer Organisation, die disruptive Innovationen im Auftrag der Bundesregierung vorantreibt, entstehen. Der Entwickler der Konstruktion, Horst Bendix, ist der Ansicht, dass seine Windräder das Zehnfache der Leistung der heutigen besten Anlagen erreichen könnten und dabei den Flächenverbrauch um 80 Prozent reduzieren. Das klingt sehr vielversprechend, aber erst nachdem das erste Windrad steht wird man beurteilen können, ob das Konzept tatsächlich etwas taugt. Eine solche Pilotanlage soll ab diesem Jahr in der Lausitz errichtet werden. Erst wenn sie bewiesen hat, dass ein stabiler Betrieb möglich ist und die Errichtung, Wartung und Instandhaltung machbar sind, könnte die Windkraft-Revolution Fahrt aufnehmen.

Keine neuen Beiträge verpassen? Gerne folgen auf LinkedIn

Kommentar verfassen