Ein Jahr hat 8.760 Stunden. Ein durchschnittliches Stromnetz wird aber nur rund 1.500 bis 4.000 Stunden pro Jahr benutzt. Im Stromnetz sind also noch gewaltige Reserven, die zur Aufladung von Elektromobilen zur Verfügung stehen. Trotzdem wird häufig davor gewarnt, dass zunehmende Elektromobilität erhebliche Belastungen für die Stromnetze mit sich bringen würde und dass gewaltige Investitionen erforderlich seien. Wie passt das zusammen?
Der Denkfehler, der häufig gemacht wird, lässt sich am besten mit dem Bild des Autobahnnetzes vergleichen: wer in der Ferienzeit zu Beginn oder Ende der Hauptreisezeit einen Blick auf die häufig genutzten Autobahnen wirft wird zu dem Schluss kommen, dass die Autobahnkapazität nicht ausreicht: es herrscht Stau. Die gleiche Autobahn wird jedoch um Mitternacht desselben Tages so gut wie leer sein. Das Durchleitungsvermögen eines Netzes muss anhand der Spitzenlast beurteilt werden – das gilt für Autobahnen wie für Stromnetze. Für Stromnetze gilt das sogar in besonderem Maße, denn was im Straßenverkehr in Ausnahmesituationen akzeptabel ist – Stau – ist im Stromnetz um (fast) jeden Preis zu vermeiden: Stromausfälle. Stromnetzbetreiber müssen ihre Netze daher mit deutlichen Reserven ausstatten, um sie auch bei Spitzenlast funktional zu halten.
Zusätzliche Lasten durch das Laden von Elektroautos lassen sich mit dem bestehenden Stromnetz weitgehend problemlos und ohne wesentliche Investitionen bewältigen – wenn die Autos nicht zu Spitzenlastzeiten geladen werden. Es müsste also Anreize für Elektroautofahrer geben, ihr Auto eher nachts als tagsüber zu laden (soweit der Strom aus dem Stromnetz gezogen wird). Entsprechende Anreize gibt es aktuell nicht: der Bezug einer Kilowattstunde kostet nachts genau so viel wie tagsüber. Überlegungen, zeitvariable Tarife einzuführen, stecken leider noch in den Kinderschuhen und sind natürlich auch davon abhängig, dass es intelligente Zähler gibt, die den Zeitpunkt des Verbrauchs dokumentieren. Diese werden aktuell jedoch nur bei Verbrauchern mit mehr als 6.000 Kilowattstunden Verbrauch pro Jahr eingebaut, was nicht bei allen Elektromobilisten der Fall sein dürfte. Zur Lösung des Problems hat die Bundesregierung die sogenannte Spitzenglättung vorgeschlagen: Ladestationen und Wallboxen würden abgeschaltet, wenn die Netzlast zu hoch ist. Diese Maßnahme wurde jedoch zunächst nicht eingeführt, weil sie sehr unbeliebt bei allen Beteiligten war. Richtig so: es gibt smartere Lösungen.
Und wie sparen die #Elektroautos jetzt #Netzentgelte? Netzentgelte werden gebildet, indem die genehmigten Netzkosten auf die Durchleitungsmenge umgelegt werden. Durch Elektroautos steigen die Netzkosten nicht unbedingt, und wenn doch, dann nicht wesentlich. Die Durchleitungsmenge steigt aber deutlich an. Gleiche Kosten bei mehr Menge führen zu sinkenden Kosten pro Kilowattstunde. Oder eben rechnerisch zu mehr Nutzungsstunden.
Die #Elektromobilität könnte also die Stromkosten für Endverbraucher letztlich deutlich senken, ohne dass Netzbetreiber oder Stromlieferanten deswegen weniger verdienen. Voraussetzung ist, dass Ladevorgänge vorrangig in lastschwachen Zeiten stattfinden und dass das positiv angereizt wird durch zeitvariable Stromtarife und ein intelligentes Messwesen.