Wie teuer war die Energiewende – bis jetzt?

„Die Energiewende hat uns schon 500 Milliarden Euro gekostet!“ – kaum eine Zahl geistert so zuverlässig durch Talkshows und Kommentarspalten wie diese. Aber stimmt sie auch? Lichten wir das Zahlendickicht doch mal.

Am 1. April 2000 trat das EEG in Kraft. Ziel: der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien. Weil Strom aus Sonne und Wind damals teuer war, musste nachgeholfen werden. Aber nicht, wie bei klassischen Subventionen, durch Unterstützung der Hersteller – sondern durch garantierte Einspeisevergütungen an Betreiber. Wer eine #Solaranlage aufs Dach schraubte oder ein #Windrad baute, bekam 20 Jahre lang einen fixen Preis für seinen Strom – egal, wie hoch der Börsenpreis war. So ist es im Grunde bis heute.


Die Idee dahinter: eine planbare Nachfrage regt Investitionen an. Das funktionierte auch, allerdings hatte man in das Gesetz nicht reingeschrieben, dass die Subvention nur für europäische Produkte gilt. Und so förderten deutsche Stromkunden den Aufbau der chinesischen Solarindustrie, während das deutsche “Solar Valley” einen stillen Tod starb. Ob die Subventionierung der Nachfrage – statt, wie üblich, der Hersteller – eine gute Idee war, darüber kann man streiten. Ein Chinese wird das vielleicht anders beurteilen als ein Deutscher.


Denn finanziert wurde das Ganze über die EEG-Umlage. (Deutsche) Stromkunden zahlten die Differenz zwischen Marktpreis und Einspeisevergütung. Jürgen Trittin meinte 2004, das sei ja lediglich “eine Kugel Eis pro Monat”. Nun ja: in 2021 betrug die EEG-Umlage rechnerisch 320 € pro Einwohner. Teures Eis…


Seit 2022 zahlt nicht mehr der Stromkunde direkt, sondern der Steuerzahler – was am “Kugel”-Preis aber nichts ändert.
Und nun zur Kernfrage: Was hat das alles gekostet? Von 2000 bis 2023 wurden laut offiziellen Daten rund 330 Milliarden Euro an Betreiber ausgezahlt. Doch dabei bleibt es nicht. Denn der erzeugte Strom wurde ja verkauft – seit 2010 zentral, vorher dezentral über die Versorger. Aus dem EEG-Konto lassen sich seit 2010 Bewirtschaftungserlöse in Höhe von rund 47 Milliarden Euro ablesen. Für die Jahre davor kann man auf Basis von Spotmarktpreisen (freundlich gerechnet) weitere 18 Milliarden Euro an Einnahmen schätzen. Macht zusammen etwa 65 Milliarden Euro Gegenfinanzierung.


Bleiben unterm Strich rund 265 Milliarden Euro, die über Umlage oder Steuermittel aufgebracht wurden – eine stolze Summe, aber eben keine 500 Milliarden. Vielleicht fühlt sich die Debatte so teuer an, weil sie so lange geführt wird.


Immerhin: Der finanzielle Kraftakt hatte globale Wirkung. Durch die frühzeitige Förderung in Deutschland sanken die Herstellungskosten für Solarmodule und Windkraftanlagen weltweit dramatisch. Deutschland hat mit dem #EEG der Welt einen Dienst erwiesen. Und darauf können wir auch ein bisschen stolz sein.


Trotzdem stellt sich die Frage: wie lange soll das so weitergehen? Im Jahr 2024 mussten etwa 18 Milliarden € aus Steuermitteln finanziert werden. Können wir uns das auf Dauer leisten?

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