Unsere norwegischen Nachbarn wollen nicht die „Batterie Europas“ werden. Im Streit darüber zerbricht die norwegische Regierung. Ist unsere Energiewende daran schuld?
Was Strom angeht, ist Norwegen das Land, in dem Milch und Honig fließen. Bedingt durch eine einzigartige Geografie stammen knapp 89% der Stromerzeugung aus Wasserkraft, weitere 9% aus Windkraft. Das Land ist seit Jahren praktisch klimaneutral in der Stromerzeugung.
Im Gegensatz zu Sonne und Wind ist #Wasserkraft wetterunabhängig und steuerbar. Deswegen ist der Strom in Norwegen konkurrenzlos günstig. Im 2024 lag der durchschnittliche Preis für Haushaltskunden bei umgerechnet 19 Euro-Cent – inklusive Netzentgelten, Steuern, Umlagen und Abgaben!
Selbst solche Preise sind für norwegische Stromkunden schon unerhört, so dass der norwegische Staat im Dezember 2021 eine Strompreisbremse einführte. Der Deckel lag bei umgerechnet 6 Euro-Cent, alles darüber wurde zu 90% durch den Staat entschädigt. Netzentgelte, Steuern, Umlagen und Abgaben waren allerdings – anders als in Deutschland – nicht im Preisdeckel inkludiert. Das Programm lief Ende 2024 aus.
Norwegen hat also viel zu verlieren, was den Strommarkt angeht – und wenig zu gewinnen.
Das Land ist Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), aber kein EU-Mitglied. Teile der EU-Gesetzgebung zum Energiemarkt müssen also umgesetzt werden, vollständig integriert ist das Land aber nicht. Im Zuge der EWR-Verpflichtungen hätte Norwegen aktuell das EU-Paket „Saubere Energie für alle Europäer“ umsetzen sollen. Das Paket, das alle EU-Staaten betrifft, hat mehrere Ziele. Unter anderem sollen Strommärkte flexibler und grenzüberschreitender werden, damit Strom effizienter gehandelt werden kann.
Genau das war der mitregierenden Zentrumspartei aber ein Dorn im Auge, so dass sie die Regierungskoalition am 30. Januar verließ und die Regierung damit platzen ließ.
Denn je stärker zwei Märkte verknüpft sind, desto stärker gleichen sich die Preise an. Der billigere Markt wird teurer, der teurere Markt wird billiger. Darüber hinaus schwappen auch Preisvolatilitäten in verknüpften Märkten stärker über, weil ausländische Nachfrage wirksam wird – oder ausländisches Angebot den Markt flutet.
So drücken deutsche #Erneuerbare den Strompreis auch in unseren Nachbarländern manchmal ins Bodenlose, wenn die Sonne scheint und Wind weht, aber die inländische Nachfrage schwach ist. Bei Dunkelflauten hingegen kaufen wir unsere Nachbarn leer und treiben die Strompreise, beispielsweise in Südschweden.
Die schwedische Energieministerin @Ebba Busch ist davon nicht begeistert und ließ kürzlich verlauten: „Ich bin wütend auf die Deutschen“. Und auch in Norwegen gibt es Befürchtungen, dass eine stärkere Integration die Preisvolatilität erhöhen und das Preisniveau insgesamt anheben würde.
Ob #Norwegen das Paket doch noch umsetzt, oder stattdessen eine Verhandlungslösung sucht, ist offen. Das unsere Energiepolitik solche Auswirkungen haben kann, sollte uns aber zu denken geben.