Klimakiller Windrad?“ – Die Wahrheit über Schwefelhexafluorid und klimaschädliche Gase

Gibt es noch andere klimaschädliche Gase als CO2? Sind in Windrädern wirklich “Klimakiller” enthalten? Ist Biogas eigentlich sogar klimaschädlich? 

Tatsächlich gibt es viele Gase, die ebenso wie CO2 Infrarotstrahlung aufnehmen und damit zur Erwärmung unseres Planeten beitragen, beispielsweise: 

  • Methan: dieses Gas ist der Hauptbestandteil von Erdgas, wird aber auch von Nutzvieh im Rahmen der Verdauung gebildet. 
  • Lachgas: wird in der Industrie verwendet, bildet sich aber auch in der Landwirtschaft, beispielsweise wenn Reste aus Biogasanlagen auf Felder aufgebracht werden. 
  • Schwefelhexafluorid: wird unter anderem als “Isoliergas” in Transformatoren und anderen elektrischen Anlagen verwendet. 

Die Klimaschädlichkeit dieser Gase lässt sich in Relation zur Schädlichkeit von CO2 betrachten, es gibt also gewissermaßen – wie bei Währungen – “Umrechnungskurse” für jedes Gas. Auf diese Weise kann man die Emission verschiedener Gase als CO2-Äquivalente vergleichbar machen. In der Regel wird die Metrik “Global Warming Potential (GWP)” angewendet, also das Erwärmungspotential in Relation zu CO2 über einen Zeitraum von 100 Jahren. 

Und so stellen sich die Werte für die oben genannten Gase dar:  

  • Methan: 28–36 mal schädlicher als CO2 
  • Lachgas: 265–298 mal schädlicher als CO2 
  • Schwefelhexafluorid: 23.500 mal schädlicher als CO2 (!) 

Diese Werte klingen dramatisch, insbesondere bei Schwefelhexafluorid (SF6): die Freisetzung einer Tonne SF6 ist so schädlich wie die Freisetzung von fast 24.000 Tonnen CO2! Auf den ersten Blick ist es kein Wunder, dass die Tagesschau in einem Bericht aus dem Jahre 2022 titelte “Klimakiller in Windkraftanlagen”, während das ARD-Magazin Plusminus berichtete: “SF6 – Die schlummernde Gefahr in Windrädern”. Denn tatsächlich wird das Gas in Windrädern eingesetzt. 

Aber auch hier die alte Weisheit von Paracelsus: allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist. In einem typischen Windrad werden 5 Kilogramm SF6 verbaut, entsprechend ca. 100 Tonnen CO2-Äquivalente. Zum Vergleich: beim Bau des Windrads werden ebenfalls ca. 100 Tonnen CO2 emittiert. Warum ist das eine ein Problem, das andere aber nicht? 

Zur Wahrheit gehört auch, dass das Gas SF6 fest in den Bauteilen verkapselt ist, denn es soll ja zur Isolierung dienen. Bei einem fachgerechten Recycling der Anlagen gibt es also keine Klimawirkung. Darüber hinaus wird das Gas nicht in den Windrädern selbst verwendet, sondern in Transformatoren, wie sie auch sonst im Stromnetz verwendet werden. Mit Windkraft hat das nur sehr mittelbar zu tun. 

Auch in anderen Bauteilen wird SF6 verwendet, beispielsweise in Schallschutzfenstern, deren nicht-fachgerechtes Recycling als größte Emissionsquelle vermutet wird. Warum die ARD die Berichte auf Windräder fokussiert hat, bleibt daher rätselhaft. Aber wahrscheinlich ist die Überschrift “Klimakiller in Schallschutzfenstern” einfach nicht so spannend. 

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