Batterie-Boom mit Schattenseiten: Versorgungssicherheit und Marktmechanismen unter Druck

Der Batteriespeicher-Ausbau geht viel schneller voran als gedacht. Der Spiegel spricht schon von einem „Batterie-Tsunami“. Das könnte überraschenderweise große Probleme für die Versorgungssicherheit bringen – oder viel Geld kosten.

Industrielle #Batteriespeicher können Strom aufnehmen, wenn er billig ist und ihn wieder abgeben, wenn er teuer ist. Das lohnt sich für den Betreiber und verringert gleichzeitig die Preisvolatilitäten am Strommarkt. Darüber hinaus kann Strom auch ohne zeitgleichen Endverbrauch erzeugt werden, Stichwort „Nutzen statt abregeln“.

Das Geschäftsmodell der Betreiber dieser Batterien, die die Größe von Schiffscontainern haben, ist Arbitrage bzw. Spekulation. Strom wird billig gekauft, in der Hoffnung, ihn später teurer wieder verkaufen zu können. Aber die Revolution frisst ihre Kinder: je mehr Arbitragehandel es gibt, desto weniger Arbitragemöglichkeiten verbleiben. Der überraschend große und schnelle Zubau von Batteriespeichern könnte dazu führen, dass einige Projekte die einkalkulierten Renditen nicht erreichen können.

Das größte Problem liegt aber ganz woanders. Batteriespeicher können ihre Leistung nämlich in der Regel nur für wenige Stunden abgeben, dann sind sie leer. Darauf wird auch im Spiegel-Artikel von Christian Stöcker hingewiesen: die „Speichertiefe“ liegt normalerweise bei ca. 3 Stunden, es gibt teilweise auch schon Systeme mit 8 Stunden Kapazität. Klingt gut, aber etwa zweimal pro Jahr gibt es in Deutschland eine „Dunkelflaute“ von mindestens 48 Stunden. Bedeutet: in dieser Situation können uns Batteriespeicher nicht versorgen, denn die sind nach (spätestens) 8 Stunden am Ende.

Letztlich läuft es darauf hinaus, dass wir zusätzlich zu den Batteriespeichern weitere Backup-Kraftwerke brauchen und damit ein dreistufiges System aufbauen müssen: in erster Linie liefern die Erneuerbaren den Strom, bei kurzen Dunkelflauten springen die Batterien ein und bei längeren Dunkelflauten brauchen wir beispielsweise Gaskraftwerke (die mit Wasserstoff betrieben werden).

Allerdings nehmen die Batteriespeicher den Gaskraftwerken den Markt weg, denn ohne Batteriespeicher kämen die Gaskraftwerke ja viel häufiger zum Einsatz, nämlich auch bei kurzen Dunkelflauten. Um Investitionen in Gaskraftwerke trotzdem über einen Kapazitätsmarkt anzureizen, muss die Kapazitätsvergütung also umso höher ausfallen, je mehr Batterien es gibt.

Das ist logisch, denn volkswirtschaftlich betrachtet bauen wir die Erzeugungskapazität, die wir brauchen, dreimal (Erneuerbare, Batterien, Gaskraftwerke). Gesamtökonomisch könnte es verrückterweise Sinn ergeben, Batterien zu verbieten, um den Gaskraftwerken einen größeren Markt zu verschaffen. Anderenfalls müssen wir die nötige Erzeugungskapazität eben über #Kapazitätsmärkte vergüten.

Der Ausbau der Batteriespeicher ist also ein zweischneidiges Schwert. Einerseits brauchen wir dringend Speicher. Andererseits müssen wir trotzdem #Gaskraftwerke bauen – die sich durch die Batteriespeicher aber weniger rentieren.

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